Von Anfang an Muskeln ... By mattmuscle Ein Fan von starken Frauen erzählt, wie er seine Vorliebe für muskulöse Damen entdeckte. (A fan of strong women tells, how he dicovered his preferences for muscular ladies.) Hallo, einen Milchkaffee bitte. Danke. Sagen Sie, können Sie mir vielleicht weiterhelfen? Der da vorn an der Rezeption telefoniert und findet kein Ende. Ja? Gut. Also, wohnt hier eine Dame mit diesem Namen? Was heißt das, Sie sind hier nur der Barkeeper und dürfen mir das nicht sagen? Ach was, junger Mann. Datenschutz. Papperlapapp. Ich kenne die Dame doch. Hier – die Fotos als Beweis. Da, sehen Sie? Der da, das bin ja wohl unverkennbar ich. Und das da ist sie. Aha, ich sehe, Sie haben sie erkannt. Ist also hier? Ausgegangen? Na, dann warte ich hier. Was schauen Sie denn jetzt so komisch? Ach, ich weiß schon. Die ganzen Muskeln. Wusste ich's doch. Sie finden das unweiblich, oder? Ich nicht – hey, hey, behalten Sie gefälligst für sich, was Sie jetzt denken! Na, also. Sie vergessen nicht meinen Milchkaffee? Das ist nett. – Ah, gut. Grad richtig bei dem Wetter. Wo war ich? Ach ja. Was soll ich zu dem Thema sagen? Wie alt sind Sie? Achtzehn. Na, dann habe ich hier was für Sie, was Sie vielleicht noch nicht wissen. Was Vorlieben angeht bei Frauen und beim Sex, da hat Mutter Natur nämlich einen großen Garten von Männern. Manche sortieren nach der Haarfarbe. Die mögen Blondinen, Rothaarige oder Brünette. Andere achten aufs Gewicht, Tatsache. Die wollen ihre Gespielinnen dünn oder dick, mit großen oder mit kleinen Möpsen. Dann gibt es welche, die sind auf Popos fixiert. Oder Beine. Oder nur auf Füße mit hohen Schuhen dran. Auf Lack und Leder. Oder die mit dem Exotik-Tick. Die kriegen Stielaugen, wenn eine Chinesin oder eine Afrikanerin vorbeigeht. Blond oder rot, hell oder dunkel, all das ist mir ist recht. Nur eins ist dabei wichtig. Neben ihren weiblichen Formen muss die Dame eben auch Muskeln haben. Und wenn ich das sage, dann meine ich das auch: Beine mit dicken, festen Oberschenkeln und eckigen Waden, die aussehen wie gemeißelt. Ein flacher, harter Bauch mit schmaler Taille. Ein straffer, taffer Knackpo. Darüber ein weit ausladender Rücken und breite Schultern. Und natürlich kraftvolle Arme mit vibrierenden Unterarmen und prallen, großen, mächtigen Bizeps-Muskeln – und wenn es dazu noch ein gepflegtes, weibliches Äußeres gibt, tja, dann werde ich zu einem lechzenden, sabbernden Etwas. Und das ist schon so, seit ... – na, Sie wissen schon. Nein? Seit wann? Na, seit dem ersten Mal eben. Wie, was meinen Sie mit »echt«? Doch, doch, das war schon so, wie ich es gerade gesagt habe. Das wollen Sie genauer wissen? Ziemlich unverschämte Frage, finden Sie nicht? Sie sollten Reporter sein und nicht Barkeeper. Na ja, andererseits – ich bin jetzt auch schon fast vierzig. Nein, da liegen Sie falsch. Mir ist das nicht peinlich. Ich mache schon sehr lange kein Geheimnis aus meiner Vorliebe. Warum soll ich da nicht drüber reden? Okay, ich erzähle Ihnen, wie das war. Muss ja wohl sowieso noch warten. Also, alles fing an, als ich so um sechzehn war. Ja, genau da. Hintergründe, Ursachen? Hm, da muss ich überlegen. Tja, ich denke, Psychologen dürften sich da ihre Zähne ausbeißen. Wenn ich nämlich zurückblicke in meine Kindheit, dann deutet da nichts groß darauf hin, dass ich einmal sexuelle Neigungen entwickeln könnte, die jemand anderem als absonderlich vorkommen. Oder wie auch immer. Nein, ich ging damals gerade auf die Oberschule in eine reine Jungenklasse. Ich war in einigen Fächern gut, in anderen mittelprächtig, in anderen schlecht. Heute würden die Lehrer sagen, ich war in den Klassenverband integriert. Kein Streber, kein Außenseiter, alles ganz normal. Das galt auch für meine Hobbys. Ich trieb mich mit meiner Clique herum. Bewegte mich viel, sah viel fern, las Comics, Abenteuer- und Tierbücher. Ich hörte Rock und Pop, spielte Gitarre und interessierte mich für Technik, besonders für Rennautos. Ich tat alles, was andere Kids um 1980 auch taten. Auch in dem seit einiger Zeit so gern bemühten »sozialen Umfeld« stimmte erst mal alles. Ich war das jüngste von zwei Kindern. Meine Eltern führten eine Drogerie und kamen gut über die Runden. Zu Hause ging es zu wie bei anderen Leuten auch: Vater und Mutter brauchten einander, auch wenn es ab und zu zwischen beiden rumorte. Funken schlug es ab und an auch zwischen mir und meiner älteren Schwester. Natürlich hatte ich wie jedes Kind ab einem bestimmten Zeitpunkt den Eindruck, in dem Mief zu ersticken und Eltern zu haben, die nicht das mindeste Verständnis für meine Anliegen hatten. Wie das halt so ist. Nein, da war nichts Auffälliges oder Besonderes – bis auf einen Punkt: Ich war körperlich ein absoluter Spätentwickler. Einige meiner Klassenkameraden kamen schon mit zwölf oder dreizehn in den Stimmbruch. Die rasierten sich mit vierzehn. Und schon ein, zwei Jahre später trugen sie alle Arten von Gesichtsbehaarung zur Schau. Vom Oberlippenflaum bis hin zu Vollbärten im Stil eines germanischen Kriegers. Auch ergingen sie sich in mehr oder weniger drastischen Andeutungen über körperliche Veränderungen. Dann bekundeten sie ein plötzliches Interesse am anderen Geschlecht, das ich nicht genau ergründen konnte. Natürlich war ich nicht von gestern. Ich wusste, dass das alles eigentlich normal war: Pubertät eben. Um nicht aufzufallen, redete ich genauso schnoddrig und kaltschnäuzig daher wie die anderen. Nur wunderte ich mich, warum sich all die neuen Phänomene bei mir nicht einstellten. Ich blieb, was ich war: ein knapp mittelgroßer, zierlicher Junge mit auffällig glattem Gesicht. Der piepste als einziger noch mit einer hohen Stimme, während alle anderen schon einige Oktaven tiefer daher brummten. Man kann sagen, dass ich ziemlich verzweifelt war. Ich befürchtete sogar, dass ich nie ein richtiger Mann werden würde. Ich sah mich schon als geschlechtsloses Etwas enden. Kurz, ich steckte voller Minderwertigkeitskomplexe. Verkriechen konnte ich mich nicht, auch wenn ich gern gewollt hätte. Mein Freundeskreis ließ das ebenso wenig zu wie meine Eltern. Die waren wie viele Geschäftsleute in fast allen Vereinen der Stadt aktiv. Natürlich musste ich da überall mithelfen. Als Musiker mit der Gitarre, als Aushilfskellner oder auch als Spendensammler, wenn wieder einmal irgendwer eine Wohltätigkeitsaktion angeregt hatte. Und da beginnt auch meine Geschichte: Bei einer Sammelaktion für Erdbebenopfer in Lateinamerika. Ich weiß noch, wie sehr ich mich an jenem Tag darüber ärgerte, mit dieser verhassten Blechbüchse losziehen zu müssen. Mir stand der Sinn nach Eis und Freibad. Denn es war Sommer, einer der heißesten Tage des Jahres. Die Sonne brannte von einem azurblauen Himmel, die Lehrer stöhnten, wischten sich den Schweiß vom Gesicht und gaben schließlich hitzefrei. Darauf hatten unsere Clique nur gewartet. Wir eilten nach Hause, um die Schultaschen loszuwerden und uns im Schwimmbad zu treffen. Doch wäre an diesem Tag alles anders gekommen, wenn meine Eltern wie üblich in ihrer Drogerie gearbeitet hätten. Statt dessen wollten sie für eine größere geschäftliche Besorgung ein paar Tage wegfahren. Daher traf ich die beiden noch an, als ich zu ungewohnter Zeit nach Hause kam. Und gerade, als ich voller Vorfreude meine Badesachen zusammensuchte, hörte ich hinter mir ein hässliches Scheppern. Ich drehte mich um. In der Tür sah ich Papa, wie er die verplombten Blechbüchse schüttelte. Denn da steckten erst einige wenige Scheine und Münzen drin. Er erinnerte mich daran, dass ich die mir zugeteilten Straßen noch nicht einmal zur Hälfte abgeklappert hätte. Da hätte ich doch jetzt prima Zeit dazu. Ins Freibad könnte ich ja auch noch gegen Abend gehen. Sein Ton war ruhig, duldete jedoch keine Widerrede. Also trottete ich zähneknirschend los, noch in meinen Schulklamotten mit dem kurzärmeligen Hemd und der leichten Bundfaltenhose. An jeder Tür klingelte ich. Wenn jemand öffnete, zeigte ich meinen eigens ausgefertigten Ausweis und sagte ich mein Sprüchlein auf. Wenn niemand da war, machte ich einen Vermerk mit Uhrzeit und Namenszeichen in der Liste, auf dass alles seine Ordnung hatte. Immerhin kam ich unterwegs auch auf meine Kosten. In mehreren Wohnungen servierte man mir Schnittchen und Kuchen. Und ein paar Gläser kalte Limonade gab es auch. Es muss wohl so kurz nach Mittag gewesen sein, als ich schließlich dieses kleine, alte Backsteinhaus erreichte. Es lag etwas zurückgesetzt hinter einer recht langen Einfahrt, welche von einer gut zwei Meter hohen Hecke eingesäumt war. Von der Straße aus sah man nur ein verwittertes Garagentor, aber keine Tür. Als ich näher kam, entdeckte ich einen Durchlass in der Hecke. Von da ging es über einen mit Natursteinplatten ausgelegten Weg zur Tür. Da stand nur ein Familienname und drunter: »Physiotherapie«. Ergeben klingelte ich. Als sich die Tür öffnete, sah ich eine schlanke Frau, die schon etwas älter war. Jedenfalls kam es mir so vor, wahrscheinlich aber war sie höchstens Anfang Dreißig. Sie hatte schwarze Locken, auf dem Kopf sehr üppig, aber an Schläfen und Nacken sehr kurz geschnitten. Und sie war mit Bluse, Jackett und Rock angezogen wie jemand, der entweder zur Arbeit gehen wollte oder gerade nach Hause gekommen war. Ich grüßte, sagte meine Sätze auf vom Erdeben in Chile, von der Not und von der Hilfsaktion. Dann hielt ich ihr die Blechbüchse unter die Nase. Sie zückte ihre Geldbörse und stopfte etwas Geld in den Schlitz des Deckels. Genau in dem Moment spürte ich ein dringendes, entschiedenes Rühren im Unterleib. Es duldete keinen Aufschub – die eisgekühlte Limonade zeigte Wirkung. Also fragte ich die Frau, wo die entsprechende Einrichtung zu finden sei. Sie wies mir den Weg, und ich ging hin. Danach bedankte ich mich, packte die blöde Sammelbüchse und trollte mich. Einmal dabei, klapperte ich den Rest der Häuser ab und erledigte mein Pensum auf einen Satz. Dann ging ich nach Hause, froh, diese Fron hinter mich gebracht zu haben. Doch da erwartete mich neues Ungemach. Als ich vor der Tür stand, langte ich reflexartig in die hintere Hosentasche, um mein Schlüsselmäppchen zu zücken. Nur war es nicht da. Hastig fuhren meine Hände durch alle anderen Taschen, doch blieb das Ergebnis das gleiche. Die Schlüssel waren weg. Was tun? Denn meine Eltern waren ja verreist. Auch meine Schwester konnte nicht helfen, die studierte damals gerade in Italien. Also trottete ich zum Nachbarn, um den dort deponierten Ersatzschlüssel zu holen. Der grinste, nickte – und konnte sein Exemplar nicht finden. Er gab die Schuld seiner Frau. Aber die war ebenfalls nicht da. Nun war guter Rat teuer. Ich sah den Schwimmbad-Besuch in weite Ferne rücken, ganz zu schweigen davon, wo ich denn über Nacht bleiben sollte. Also überlegte ich, wo ich den Schlüssel zuletzt gesehen hatte. Und dann fiel es mir ein. Beim Besuch der Toilette hatte ich mich als gut erzogener Sitzpinkler hingesetzt. Und dabei hatte ich vor dem Herablassen der Hosen sicherheitshalber den Schlüssel aus der Hosentasche gezogen, damit er nicht sonst wo hineinfiel. Wahrscheinlich lag er noch auf der Fensterbank. Da lieh ich mir vom Nachbarn ein Fahrrad und strampelte durch das Städtchen zurück zu dem kleinen Backsteinhaus. Doch als ich, von der Fahrt erhitzt, endlich vor der Türe stand und klingelte, tat sich nichts. Niemand reagierte. Ich trat einen Schritt zurück und lauschte. Von fern hörte ich das Rauschen des Verkehrs auf der Umgehungsstraße. Von etwas näher erklangen leises Plantschen, Gläserklirren sowie laute Männerstimmen und viel Gelächter – eine Grillparty an einem Pool, vermutete ich neidisch. Und in der nächsten Umgebung zirpten laut und vernehmlich die Grillen. Eine Biene summte heran und schwirrte um mich herum. Ich wedelte sie ärgerlich weg. Nichts. Ich rief laut »Hallo, hallo, hallo?« und klingelte wieder. Keine Reaktion. Da beschloss ich, hinter dem Haus nachzusehen. Vielleicht, so dachte ich, hatte sich die Frau ja in eine Hängematte oder so was gepackt und döste ... Also schloss ich das geliehene Fahrrad an einem Treppengeländer an und ging um das alte Haus herum nach hinten. Die Rückseite des Gebäudes war mit Efeu bewachsen, eine von zwei Seiten begehbare Treppe führte ins Innere. Dahinter gab es einen überraschend großen Platz, der an den drei anderen Seiten von einer bestimmt drei Meter hohen Bruchsteinmauer eingefasst war. Direkt gegenüber der Hausrückwand hatte man einige Obstbäume gepflanzt. Auch ein, zwei recht hohe Birken standen da. Dahinter erspähte ich eine schattenspendende Laube. Und davor spannte sich anscheinend ein Sonnensegel aus dickem, ockerfarbenen Material. Sonst sah ich da nichts. Also ging ich über den kurzgestutzten Rasen zu den Bäumen und der Laube hinüber. Und da sah ich dann auch, dass ich richtig vermutet hatte – da lag jemand in dem Halbdunkel des in der Mitte etwas durchhängenden Sonnensegels und schlief. Nur war es keine Hängematte, sondern eine alte Klappliege. So eine, wie man sie beim Militär benutzt. Sie stand direkt in der Laube. Mit leiser Stimme rief ich hinüber. Nichts tat ich. Da ging ich hinüber, oder besser: ich wollte hinübergehen. Heute weiß ich nicht mehr, ob meine Augen auf den abrupten Wechsel von grellem zu stark gedämpften Licht zu langsam reagierten oder ob ich einfach nur unachtsam war. Jedenfalls stieß ich mit dem großen Zeh meines rechten Fußes sehr heftig gegen etwas Kaltes und Hartes. Und da ich nur Sandalen trug, tat das weh: Der Schmerz zuckte blitzartig hoch bis in den Hinterkopf, so schien es mir. Als logische Folge stieß ich natürlich einen leisen Schmerzensschrei aus. Na, ich hoffe mal, dass er leise war. Der aber machte die Person auf der Pritsche schlagartig mobil – die dunkelhaarige Frau von eben. Sie schlug ein großes, dünnes Tuch mit bunten Mustern zurück und setzte sich auf, wobei etwas von ihrem Gesicht rutschte. Ein großer Sonnenhut, wie ich mit einem zweiten Blick bemerkte. Während ich noch den angestoßenen Fuß schüttelte und linkisch auf dem anderen balancierte, kam ich einer Frage zuvor und stammelte: »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich störe. Aber ich glaube, ich habe meinen Schlüssel vergessen bei Ihnen.« Sie brauchte einen Moment, um wach zu werden. Dann schaute sie mich genau an. Und nickte: »Ah ja, der junge Mann mit der Sammelbüchse. Schlüssel? Vergessen? Tja, ich habe nicht drauf geachtet. Wo denn? Ah, ich weiß, ich weiß. In der Toilette, stimmt's? Wart' einen Moment, ich schau mal nach.« Sie kam mit einer glatten Bewegung auf die Beine und zog das Tuch um die Schultern. Dann sah sie mein verzerrtes Gesicht und wie ich den einen Fuß schonte. Im Vorbeigehen warf sie mir einen Blick zu und meinte: »Aber setz dich doch.« Während sie mit wehendem Tuch zum Haus hinübereilte, tat ich wie mir geheißen und ließ mich auf die Kante der Pritsche nieder. Ich betastete meinen schmerzenden Fuß. Gleichzeitig schaute ich nach dem vermaledeiten Ding, an dem ich mich gestoßen hatte. Ach, da: Direkt in meiner Reichweite lagen eine große Dose roter Lackfarbe, ein farbverschmierter Pinsel und jeweils paarweise einige unterschiedlich große, rot lackierte Eisenkugeln, deren Sinn mir nicht klar war. Das kleinste Duo war so groß wie eine Bowlingkugel, das größte Set dagegen erreichte den Umfang eines Fußballs. Ich beugte mich vor. Da sah ich, dass es an jeder Kugel einen Bügelgriff gab. Der war mir auf den ersten Blick nicht aufgefallen, weil sich darauf im Unterschied zu den Kugeln keine Farbe befand. Ich langte zu einer der Kleinen hin und wollte sie zum Begutachten anheben. Doch wog das Ding überraschend viel. Daher bekam ich das runde Ding aus meiner vornüber gebeugten Haltung gar nicht erst vom dem Boden hoch. Aber ehe ich meine Haltung korrigiert hatte, hörte ich ihre Schritte. Flugs setzte ich mich wieder gerade hin. Sekunden später hatte sie mich erreicht. In der einen Hand hielt sie meinen Schlüsselbund, in der anderen eine Plastiktüte. Ich seufzte erleichtert. Sie lachte. »Wie ich an deinem Gesicht sehe, haben wir hier das fragliche Objekt --- halt, halt«, sagte sie, als ich mit ausgestrecktem Arm aufstehen wollte, »zuerst schau ich mir deinen Fuß an.« Sprach's, ging federnd in die Hocke und streifte die Sandale ab. Dann betastete sie den angestoßenen Zeh. Ich zuckte. Sie schaute nach oben, lächelte und meinte: »Gebrochen ist da wohl nix. Aber ich pack dir mal etwas Kaltes drauf, damit es nicht dick wird. Lass das einfach ein paar Minuten drauf.« Mit diesen Worten holte sie aus der Plastiktüte ein Handtuch und ein Blech mit Eiswürfeln heraus. In Windeseile hatte sie die Eiswürfel aus dem Rahmen gedrückt, in das Tuch gewickelt und alles zusammen auf meinem Fuß deponiert. In den nächsten Minuten saß ich da und achtete darauf, dass das Päckchen nicht von meinen Fuß rutschen konnte. Und dann spürte ich, dass sie mich anschaute. Unwillkürlich blickte ich hoch und sah ihr in die schwarzen Augen. Sehr schöne Augen dachte ich. So etwas war mir vorher noch nicht aufgefallen. Auch nicht, dass die Dame eigentlich ein anziehendes, hübsches Gesicht hatte. Ausgesprochen hübsch sogar. Und dann dieser Schmollmund – wie diese französische Schauspielerin, genau, Brigitte Bardot. Doch dann wurde ich mir bewusst über das, was mir da völlig unerklärlicherweise durch den Kopf ging. Also wurde ich rot und senkte den Blick. Da hörte ich sie kurz auflachen. »Ein schüchterner junger Mann, wie nett. Du brauchst keine Angst zu haben – ich werde dich schon nicht gleich verspeisen.« Da musste ich dann auch lachen und konnte wieder zu ihr hinblicken. Sie hatte das große Tuch abgelegt und unter sich als ausgebreitet. Wie bei einem Picknick. Nun sah ich, dass sie ein langes, knallbuntes Kleidungsstück anhatte. Es bestand aus ganz leichtem, glänzenden Stoff, der große, wilde Muster in allen möglichen Schwarz-, Grün- und Gelbtönen aufwies. Das Gewand besaß am Hals einen zwecks Verstärkung rundum bestickten, senkrechten Schlitz, durch den sie es sich über den Kopf streifen konnte. Obwohl das Ding nicht weit geschnitten war, zeigte es nicht viel von ihrer Figur. Und es verhüllte auch ihre Arme bis zu den Handgelenken, an denen mehrere große Goldreifen klirrten. Allerdings besaß dieser Kittel an den Seiten zwei bis zu den Knien reichende, ebenfalls bestickte Schlitze. Die gewährten die nötige Bewegungsfreiheit für die Beine. Letztere steckten in weiten Pluderhosen aus dem gleichen Material. Und an der Füßen trug sie ganz dünne Lederschuhe – ohne Absätze, aber reich und bunt bestickt. Was für ein exotischer Aufzug, dachte ich, wo gibt's denn so was? »Der Anzug kommt aus Nordafrika. Ist an so heißen Tagen wie heute enorm angenehm und leicht.« Ich wurde wieder rot. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich derart auffällig geglotzt hatte. Doch nun war meine Neugier geweckt. »Afrika? Wie sind Sie denn da dran gekommen?« »Och, den habe ich mir mitgebracht, von meiner letzten Tour«, antwortete sie. Nun wurde ich noch wissbegieriger – und das stand mir wohl ins Gesicht geschrieben. Sie lachte wieder. »Nun, dann wappne dich mal für eine Überraschung. Ich bin eine Artistin. Beim Zirkus.« Ich war in der Tat überrascht. Aber nur einen Moment. Dann stutzte ich und sagte: »Auf Ihrem Klingelschild steht das aber nicht. Physiotherapie hab ich da gelesen.« Sie sagte: »Ui, dir macht aber keiner ein X für ein U vor. Richtig. Ich bin tatsächlich voll ausgebildete Physiotherapeutin. Als zweites Standbein. Aber ich bin eigentlich eine Artistin, seit über fünfzehn Jahren. Akrobatin, um genau zu sein. Manchmal auch Clown.« Natürlich wollte ich wissen, warum sie nicht mehr in dem Fach tätig war. Ich hatte mal gelesen, dass viele Wanderzirkusse permanent Geldprobleme hatten. Vielleicht war auch ihr Unternehmen pleitegegangen? Doch da schüttelte sie den hübschen Lockenkopf: »Nein. Das nicht. Unser Zirkus hat aber im vorvorletzten Jahr den Besitzer gewechselt. Und mit dem neuen Chef, mit dem kam ich nicht klar. Also bin ich weg. Und weil mir eine Tante das Häuschen hier vermacht hat, bin ich jetzt hier. Und arbeite als Therapeutin. Ich hab ja genug Erfahrungen gesammelt beim Behandeln meiner Kollegen.« Ich fragte: »Also haben Sie den Zirkus aufgegeben?« Sie seufzte. »Tja, das weiß ich noch nicht. Einmal Zirkusluft, immer Zirkusluft. Die vielen Reisen und das Leben im Wohnwagen, ja, und dann trifft man dauernd Menschen aus aller Welt. Nein, da kommt man nur schwer von los. Mal sehen. Vielleicht geh ich wieder hin.« Und nun stellte ich die Frage, die alles weitere auslösen sollte: »Ja, aber sind Sie denn nicht völlig aus der Übung für all das?« Da schaute sie mich mit einem merkwürdigen Blick an: »Meinst du?« Mit einer geschmeidigen Bewegung kam sie aus der Hocke hoch. Und ehe ich mich versah, hatte sie ihr Gewand abgestreift. Darunter kam ein knalleng anliegendes, schwarzes Trikot mit glänzender Oberfläche zum Vorschein. Am Hals weit geschnitten und mit dreiviertellangem Ärmel – doch nahm ich das nur unterschwellig wahr. Denn kaum lag das bunte Hemdkleid im Gras, als sie schon ihren Körper nach hinten bog. Sie stützte die Hände auf und ging in den Handstand. Den hielt sie eine Weile. Dann trieb sie allerlei Allotria: Sie spreizte die Beine in der Luft zu einem Spagat, sie lief auf den Händen hin und her. Bei ihr sah das so leicht aus, als wäre diese Art der Fortbewegung die natürlichste der Welt. Doch damit nicht genug. Plötzlich beugte sie ihre Arme und absolvierte so einige Liegestütze – mit senkrecht in die Luft stehendem Körper! Und als Krönung bog sie plötzlich ihren Unterkörper in der Luft ab. Sie schwenkte ihn nach unten und schob ihn dann mit den Füßen voran zwischen den Armen hindurch. Ihr Rücken bog sich – und ihre Beine drehten sich soweit nach oben, dass sie fast ihr Gesicht berührten! Ihr Po schwebte dabei eine Handbreit über dem Boden. Denn bei alledem ruhte ihr ganzes Gewicht nur auf den Armen. Und ganz langsam senkte sie die Beine wieder ab, dann beugten sich ihre Arme, bis sie wieder im Gras saß – im Schneidersitz. All das schien sie nicht sonderlich angestrengt zu haben, auch wenn sich ihr kräftiger Brustkorb mit dem kleinen, festen Busen hob und senkte. Ihr Gesicht war von der Mühe nur leicht gerötet. Und eine rabenschwarze Haarsträhne hatte sich selbständig gemacht und fiel ihr ins Gesicht. Sie pustete, dann wischte sie weg. Als sie dabei ihren Arm anwinkelte, fiel mir auf, wie massig der war. Unter dem wie auflackiert anliegenden, schwarzen Stoff ballte sich bei der Bewegung ein Muskel, so klotzig wie eine große Kartoffel und augenscheinlich auch genauso prall und fest! Auch die Hinterseite des Arms war mächtig bepackt. Und dann ihre keulenartigen Unterarme – was davon aus dem Ärmel ragte, verriet schlicht und ergreifend schiere Kraft. Unter ihrer von Adern überzogenen Haut spielten bei jedem Mucks klar erkennbar starke Muskelstränge auf und ab. Ihre Handgelenke wirkten so dick, dass ich bezweifelte, sie mit meinen Fingern umschließen zu können. Ich war baff. Und – ich wollte es kaum glauben – im nächsten Moment steigerte sich dieses Gefühl sogar noch! Denn nun begann ich ihren restlichen Körperbau wahrzunehmen. Die Schultern, die sich links und rechts breit über den Armen hervorwölbten. Der Rücken, von unten nach oben weit ausladend in der Form eines Keiles. Die Taille, ganz schmal und schlank. Der Bauch, flach und hart. Und wie ihr Popo und ihre Beine aussahen, konnte ich wegen der Pluderhosen nur vermuten. Doch wahrscheinlich passte deren Form zum Rest ihrer Figur. Und die ließ mich meine Zurückhaltung völlig vergessen. Ich konnte nur starren. Solche Muskeln! Wie lange ich in dieser Trance da saß, weiß ich nicht. Ihre Stimme weckte mich wieder auf. »Ach Gottchen, Kleiner. Süß, wie du jetzt guckst. Du bist wohl ziemlich überrascht?« Ich antwortete nicht, nickte nur. Sie lachte. Da stammelte ich: »Ich – ich habe noch niemanden mit so etwas gesehen – so groß und so dick und fest, und so. Wieso haben Sie solche Muskeln?« Da warf sie ihren Kopf in den Nacken und prustete los. Mit Lachtränen in den Augen antwortete sie: »Üben, üben, üben mit genau abgestimmtem Training. Und natürlich muss man auch entsprechend essen.« Ich sagte: »Ja, aber Sport treib ich doch auch. Und nicht wenig. Aber ich sehe nicht so aus.« Sie antwortete: »Das stimmt« – und dann sagte sie mir auf den Kopf zu, was für Sportarten ich trieb. Laufen, Schwimmen, Rad fahren eben. Sie erklärte mir, dass das für einen festen, schlanken Körperbau und eine gute Ausdauer sorge. Genau deswegen mache sie all das auch. Aber es sei kaum dazu angetan, große Muskeln samt der entsprechenden Kraft zu entwickeln. Dafür müsse man zudem noch anders trainieren. Ich fragte: »Wie?« Statt einer Antwort stand sie auf und ging zu den roten Kugeln hinüber. »Damit etwa», sagte sie. Dann hob sie die zwei kleinsten mühelos vom Boden auf. Sie begann, die Gewichte im Wechsel mit den Armen zu senken und anzuheben. Heute weiß ich, dass diese Übung vor allem die Bizepsmuskeln stärkt. Nach gut einem Dutzend Wiederholungen setzte sie die Dinger ab, wartete ein paar Sekunden und griff sich den nächst größeren Satz. Schließlich kam sie auch zu den fußballgroßen Kugeln und ... – Was? Wie schwer, wollen Sie wissen? Ich glaube, so fünfundzwanzig Kilo. Wie, jede? Natürlich jede! Aber damit musste selbst sie sich zum Schluss richtig Mühe geben. Mit einem »Puh!« setzte sie die riesigen Gewichte ab, massierte mit der linken den rechten Vorderarm und sagte: »Das ist eine Übung. Wenn du willst, kannst du probieren. Warte, ich nehme den Beutel vom Fuß. Geht's?« Ich nickte. Dann griff ich mir die leichten Kugeln, um die Übung nachzumachen – das heißt, ich versuchte es. Denn die Dinger waren für mich viel zu schwer. Ich konnte sie nicht in der Art anheben, wie sie es getan hatte. Es klappte nicht einmal. Beschämt setzte ich die Gewichte wieder ab. Sie stand da und sagte: »Mach dir nichts daraus. Das haben schon andere nicht geschafft. Komm, ich zeige dir noch was.« Mit diesen Worten ging sie zu den Bäumen hin. Zwischen zwei der großen Birken spannte sich in Mannshöhe eine gut sechs Meter lange, extrem straff gespannte Strickleiter. Darunter standen mehrere hölzerne Klappstühle. Sie blieb stehen und wickelte sich die Ärmel des dünnen Trikots soweit auf, bis ihre eindrucksvollen Oberarme frei lagen. Dann ließ sie die Schultern kreisen, um die Muskeln zu lockern. »So«, sagte sie, »das hier sorgt für Schmalz in den Armen. Es ist gut für den Rücken und kräftigt den Bauch.« Sie erfasste die erste Leitersprosse mit beiden Händen. Dann winkelte sie ihre Beine nach oben ab, bis sie parallel zum Boden standen. Während ihre Bauchmuskeln die Beine hoch hielten, hangelte sie sich an den Sprossen der Strickleiter entlang. Jetzt erkannte ich auch den Sinn der Klappstühle – die zwangen sie dazu, die Beine oben zu halten oder anzuheben. Dennoch schien die Übung sie nicht sonderlich angestrengt zu haben. Als sie das hintere Ende der Strickleiter erreicht hatte, hörte sie nicht etwa auf. Nein, sie blieb hängen, natürlich mit waagerecht ausgestreckten Beinen. Ohne groß zu warten, wechselte sie die Griffhaltung der rechten Hand. Deren Innenfläche zeigte nun zum Gesicht. Dann ließ die Linke das Holz los. Sie hing jetzt nur noch mit rechts an der Sprosse, die Beine immer noch oben. Als wäre das nicht verblüffend genug, absolvierte sie nun so zwölf, dreizehn einarmige Klimmzüge. Und das tat sie dann mit der anderen Hand auch noch, ohne einmal die Beine abzusenken oder gar den Boden zu berühren! Ich war hellauf begeistert. Jetzt glaubte ich ihr, dass sie im Zirkus arbeitete. Was für eine Kraft musste allein in diesem Armen stecken! Und ehe ich mich bremsen konnte, hatte ich ihr das auch gesagt. Da kam sie nah an mich heran. »Danke schön für das Kompliment. Ja, ich glaube, für eine schwache Frau habe ich tatsächlich recht ordentliche Muckis.« Sagte es, hob gleichzeitig beide Arme und spannte sie an. Waren sie schon vorher beachtlich gewesen, so waren sie unter den Anstrengungen der letzten Minuten um einiges geschwollen, wie mir schien. Die Bizeps-Muskeln wirkten nun noch eckiger und dicker. Auch zog sich nun eine dicke Ader darüber – ich schluckte. Nein, so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Da fragte sie leise: »Willst du sie mal anfassen?« Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich trat an sie heran. Sie roch gut. Als Sohn eines Drogisten wusste ich, dass es sich da um Melisse handelte. Wir verkauften Seifte mit diesem Duft. Zuerst tastete ich zaghaft mit den Fingern auf dem Muskel herum. Ich dachte wohl, dass das Fleisch unter der Berührung nachgeben müsse. Aber nichts da: Unter ihrer warmen, schweißnassen Haut war alles so hart wie Eisen. Ich packte fester zu, aber immer noch mit dem gleichen Ergebnis. Dann befühlte ich auch ihre nervigen Unterarme und die breiten Schultern: alles ebenfalls straff und vor Kraft nur so strotzend. Ich erschrak bei dem Gedanken, dass ich gegen sie überhaupt keine Chance hätte. Und überhaupt – sie und ich allein in dem Garten ... Vielleicht war es dieser Gedanke, der den Ausschlag gab. Denn plötzlich zuckte ich zusammen. Als ich ihren Körper berührte und betastete, da spürte ich auf einmal in meinem Unterleib ein Gefühl. Etwas, das ich noch nie erlebt hatte. Mit einemmal schien mir meine Unterhose zu eng zu sein. Dabei trug ich schon eine weite, leichte Leinenunterhose. Doch spannte die jetzt so, dass ich unwillkürlich hinunter langte! Ich wollte von außen durch meine Hosen hindurch mit Daumen und Zeigefinger im Schritt an dem Leinenstoff zupfen. Doch erschrocken registrierte ich, dass da in meiner Leibesmitte auf einmal ein Körperteil anschwoll, den ich in meinem vorherigen Leben noch nie sonderlich beachtet hatte. Als Folge blickte ich nach unten --- und sah, dass sich meine dünne Bundfaltenhose ganz weit nach vorn ausbeulte. Und natürlich wandte auch sie ihre Augen dorthin, als sie mitbekam, dass ich so plötzlich meinen Blick senkte. Eine Flut von neuen Gefühlen und Gedanken stürzte augenblicklich auf mich ein. Und ich lief sofort wieder knallrot an, wusste aber nicht, warum. Doch bevor ich reagieren konnte, die Gedankenflut bewerten konnte, lachte sie. Nicht spöttisch oder von oben herab, sondern wie jemand, der plötzlich etwas überraschend Neues, aber Angenehmes entdeckt. »Oh», sagte sie, »was haben wir denn da? Der kleine Mann ist ja plötzlich ein großer Mann!« Und ehe ich mich versah, griff sie auch noch dahin! Ich zuckte erneut zusammen. »Ui, und was für ein Großer! Das wollen wir doch einmal näher sehen.« Sprach es und zog mir ohne Federlesens die Hosen samt Unterhosen herab! Und dadurch kam der erste mir bewusste Ständer meines Lebens von seiner Einengung frei und schwang hoch. Ich erschrak, als ich das derart gewachsene Glied sah. Und stellte die wohl denkbar dümmste Frage: »Oh Gott. Was ist das? Bleibt das immer so?« Da kniff sie ein Auge zu und sah mich prüfend an. Dann lachte sie laut und herzlich: »Oh, das ist ja herrlich! Passiert dir das etwa zum ersten Mal, ja?« Ich nickte stumm. Darauf sagte sie: »Keine Angst. Es ist nichts Schlimmes. Und sicher bleibt es nicht immer so. Du bist jetzt einfach nur ein Mann, das ist alles.« Dann federte sie geschmeidig in die Hocke, fasste mich mit ihren kraftvollen Händen ganz sacht an den Hüften und drehte mich so, dass sie sich das alles von der Seite ansehen konnte. Wegen ihrer plötzlichen Berührung zuckte ich erneute zusammen. Und stellte überrascht fest, dass es mir ausnehmend gut gefiel, wenn sie mich so anfasste: Mein Glied wurde, so schien es mir, noch härter und größer. Vor allem, als sie die Hand ausstreckte und mit der Spitze ihres Zeigefingernagels von unten an meinem »neuen« Körperteil entlang strich. Ich verspürte ein Lustgefühl nie gekannter Art und einen fremden, aber ungeheuren Stolz, als sie dabei mit deutlich tieferer Stimme als normal üblich sagte: »Uiuiui, du bist mir aber einer. So ein zierliches Kerlchen und dann so ein Gerät. Ist das ein Prachtstück von Freudenspender.« Freudenspender? Ehe ich darüber weiter nachdenken konnte, hatte sie sich einen der Klappstühle geangelt und sich gesetzt. Sie ergriff meine Hand und sagte: »Komm her. Ich zeige es dir. Warte. Ich helfe dir. Zieh das aus, ja, so.« Und mit völlig freiem Unterkörper stand ich nun vor ihr. Zu meinem Entsetzen streichelte sie mich mit der einen Hand an meinem Hintern. Die andere legte sie um mein Ding wie um einen Tennisschläger. Und dann bewegte sie ihre Hand vor und zurück, so dass sich meine Eichel ins Freie schob und wieder zurück. Plötzlich durchfuhr mich ein derart angenehmes Gefühl, wie ich es noch nie gekannt hatte. Freilich nicht lange. Denn kaum hatte sie diese rhythmische Bewegung sechs- bis siebenmal wiederholt, als ich mich zuckend entlud: Meine Flüssigkeit landete mit Schwung auf ihrem alabasterfarbenen, muskulösen Oberarm! Ich schämte mich, ich war entsetzt. Doch sie lachte und streichelte weiter meinen Hintern. Und als sie dann aufstand, war ich noch entsetzter. Erst verrieb sie dabei das Zeug auf ihrem Arm und leckte sich auch noch den Finger ab! Absichtlich, denn sie schaute mich dabei unverwandt an. »Das ging ja fix. Aber keine Angst, da ist noch mehr von diesem Saft. Und der da« – dies mit einem Blick auf mein allmählich erschlaffendes Glied – »wächst auch wieder. Warte mal hier.« Doch dann verschwand sie zwischen den Bäumen Richtung Hütte. Ich hörte es wenige Sekunden später plätschern und rumoren. Ich stand derweil da, ohne Hosen in einem fremden Garten. Ich setzte mich ins warme Gras. Meine Gedanken rasten. Ich wusste nicht, ob ich mich schämen oder freuen sollte. Aber dieses Gefühl! Das war toll gewesen, vor allem, als ich daran dachte, wie ich ihre prachtvollen Muskeln berührt hatte. Diese Figur, dieses Pulsieren, diese Kraft – und dazu ich mit diesem ... Nach drei, vier Minuten kam sie zurück. Und wie sie das tat, das war durchaus dazu angetan, mich vollends umzuhauen. Weg waren die leichten Schuhe, das Trikot und die bunten Pluderhosen. Sie stöckelte nun mit schwingenden Hüften auf hochhackigen Holzsandaletten einher, deren Riemen sie sich um die Waden gewunden hatte. An den Hüften saß ein äußerst knapp bemessener Lendenschurz aus Wildleder, auf dem Kopf eine Art Spange, ebenfalls aus Leder und mit vielen riesigen Federn dran. Ihr Zirkuskostüm, zumindest ein Teil davon. Sonst trug sie nämlich nichts. So hatte ich den vollen Blick auf ihren alabasterfarbenen Body. Auf die breit gereckten Schultern. Auf die kleinen, sanft geschwungenen und straffen Brüste mit den aufragenden, rosafarbenen Brustwarzen. Auf die harten Bauchmuskeln: Und auf die Beine: muskelbepackte Oberschenkel wie bei einer Eiskunstläuferin und dazu ein paar eckige, pralle und eisenhart wirkende Waden. Mein Mund war trocken, und ich begann zu schwitzen. Denn sie näherte sich mir wie eine Urwaldkönigin: tief in meine Augen blickend, mit verlockend-geschmeidigen Bewegungen – aber dabei mit einem Stolz und einem Vertrauen auf ihre Kraft, die jeden Widerstand im Keim erstickten. Denn um die Wirkung ihrer enormen Muskeln noch zu unterstreichen, hatte sie sich mit Öl eingerieben. Sie blieb vor mir stehen, breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt, das enorme Kreuz vollangespannt und das Becken leicht nach vorn geschoben: eine Tigerin auf Raubzug. Sie blickte zu mir herunter, lächelte mit einem Mundwinkel: »Aha, wie ich sehe, gefällt dir, was du siehst.« Tatsächlich – mein Glied hatte sich bereits wieder erhoben. Doch als ich nun aufstehen wollte, setzte sie fix, aber sacht einen Fuß auf meine Brust und stieß mich zurück. Ehe ich reagieren konnte, drückte sie mich so weit nach unten, bis ich mit dem Rücken im Gras lag. Dann stieß sie mit ihrem Schuh sachte gegen meinen Ständer und sagte: »Na, Kleiner? Du willst mich doch sicher wieder anfassen, oder? Nur zu! Alles für dich!« Ich betastete daraufhin ihre Wade, diesen knochenharten Muskel. Der zuckte unter meiner Hand auf und ab, als sie ihren Fuß streckte und beugte. Ich betastete ihren Oberschenkel, dessen Muskelpakete sich bei jedem Anspannen noch weiter nach außen zu wölben schienen. Ich begann das Bein zu streicheln – erst außen, dann innen. Und immer höher. Warum ich das tat, weiß ich nicht. Es schien mir einfach so sein zu müssen. Ich fuhr ganz langsam und sachte darüber, genoss es, wie meine Hände über die warme Haut fuhren, ein Effekt, den der Ölfilm nur noch angenehmer machte. Das schien ihr wohl nicht anders zu gehen. Denn ich hörte sie plötzlich leise stöhnen. Verdutzt hielt ich inne und blickte zu ihr auf. Da beugte sie sich zu mir hinunter, sagte: »Komm« und hob mich mir nichts, dir nichts hoch. Dann schaute sie mir ganz tief in die Augen, ehe sie mich küsste. Als dann ihre Zunge in meinen Mund vorstieß, erschrak ich im ersten Moment. Aber im nächsten kapierte ich den Reiz dieses Spiels und erwiderte ihren Kuss. Danach trug sie mich die paar Meter hinüber zu der Pritsche, wo das große Tuch noch ausgebreitet lag. Sie legte mich mit dem Rücken nach unten darauf ab und kniete sich rittlings über mich. Wieder hatte sie die Hände in die Hüfte gestemmt, so dass ihre mächtigen Schultern und ihr breiter Rücken imposant zur Geltung kamen. Ich konnte nicht mehr an mir halten und begann ihre Arme zu streicheln – jedenfalls soweit ich sie hinauflangen konnte. Da drehte sie ihren Oberkörper etwas zur Seite und beugte sich nach vorn. Ihren rechten Arm von der Hüfte nehmend und anwinkelnd, spannte sie ihren gigantischen Bizeps an. Und aus meiner »tiefergelegten« Position aus wirkte der noch wuchtiger, als er es eh schon war. Ich streichelte ihn, drückte ihn, knetete ihn, als sie ihn mir ganz sacht entzog. Sie rückte ein Stück auf mir hinauf und beugte sich über mich: Ihre Brüste hingen einladend und verlockend vor meinen Augen. Natürlich langte ich hin und berührte das weiche, aber überraschend straffe Gewebe. Sie stöhnte wieder ganz leicht. Dann griff sie sich eine meiner Hände und führte sie zu ihrem wundervoll knackigen Popo. Doch als ich den streichelte, war mir der Lendenschurz im Weg. Fragend blickte ich sie an. Sie nickte. »Mach ihn auf!« Ich tat wie mir geheißen und löste die Schlaufe des Lederriemens. Da setzte sie sich kurz auf und zog sich das Ding mit einer Bewegung weg. Ich hatte nun freien Zugang zu ihrem Po, Knetete und streichelte ihn. Dann berührte ich ihre Grotte. Fuhr mit dem Finger vorsichtig daran vorbei. Aber im nächsten Augenblick bewegte sie sich. Ihre Pobacken begannen meinen Ständer berühren. Und plötzlich hob sie ihr Becken und pfählte sich auf mir auf. Na, und den Rest können Sie sich ja denken. So war es, als ich meine Unschuld verlor. Hinterher lagen wir da und redeten eine Weile, während sie nunmehr mich streichelte. Ich genoss es, war ziemlich erschöpft und schaute nach oben durch das Blätterdach in den Himmel. Ihre Fingerspitze kreisten um meine Brustwarzen. Wie nebenher sagte sie etwas, das mich zusammen zucken ließ: »Es ist ja interessant, in welchem Moment du deine erste Erektion bekommen hast, Schätzchen. Nicht, als sich dir eine Frau genähert hat. Sondern dann, als das eine Frau mit Muskeln war und du diese Muskeln befühlt hast, richtig?« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und blickte auf mich herab: »Los, schau mich an. Also, wie ist es? Ich geh davon aus, dass du richtig starke Mädels magst, oder? Dir gefallen meine dicken Bizeps und meine festen Waden mindestens so gut wie mein Busen und mein Po, ja?« Ich nehme an, ich schaute drein wie ein Dorfdepp. Dann druckste ich herum, sagte etwas wie »Ja – nein – da habe ich nie drüber nachgedacht«. Und wusste im nächsten Moment, dass das nicht stimmte. Nicht gelogen, sondern einfach nur falsch. Denn jetzt sah ich ein paar Dinge in einem neuen Licht. Dinge, denen ich vorher nie eine besondere Bedeutung zugemessen hatte. Tatsächlich hatten sich einige meiner Fantasien schon immer mit tapferen und selbstbewussten Heldinnen befasst. Mir hatte an Geschichten wie »Pipi Langstrumpf« eben auch gefallen, dass das kleine Mädchen mit den roten Zöpfen ihr Pferd hochheben, die beiden Schurken Blutsvente und Messerjockel vertrimmen und auch noch diesen Bären von Vater beim Armdrücken bezwingen konnte. Als ich älter wurde, wandelten sich meine Vorstellungen. Jetzt waren diese Idole jung und schön, trugen ab und zu Masken, gern hohe Stiefel und immer extrem knappe, hautenge Kostüme mit tiefem Dekolletee. Sie kämpften gegen alle Arten von Verbrechern. Und zum Schluss standen sie breitbeinig über den besiegten männlichen Schurken, die Hände souverän in den Hüften gestemmt. In meinem Zimmer befanden sich mehrere Dutzend Ausgaben von Comics wie »Wonder Woman«, »Sheena« und »Supergirl«. Ich hatte sie immer den männlichen Superhelden vorgezogen. Sie gefielen mir einfach besser. Warum das so war, darüber hatte ich nie nachgedacht. Das hat sich seitdem geändert, aber ohne, dass ich eine Antwort auf die Frage gefunden hätte. Irgendwie war ich jetzt verlegen, dass das so war, wie es war. Ich wusste nicht, warum an meiner nun frisch aus den Tiefen meines Unterbewusstseins ans Tageslicht beförderten Vorliebe für solche Muskelgirls etwas falsch sein sollte. Aber ich spürte, dass es da etwas gab. Und sie ließ mich auch nicht lange im Unklaren. »Es ist nämlich so, dass die allermeisten Männer Frauen wie mich ablehnen. Doch, das ist so. Unweiblich, sagen sie, wenn sie meine Muskeln sehen. Oder die von den Frauen in Amerika, die jetzt mit Hanteln trainieren und Bodybuilding machen. Muss ja alles unnatürlich sein. Chemie, na klar. Wie es bei vielen Athletinnen aus dem Osten ja wohl leider der Fall ist. Aber jeder, der muskulöse Weibsbilder mag, hat einen schweren Stand. So einer wie du. Glaub es mir. Ich kenne einige dieser Männer. Die kommen nur in den Zirkus, um jemanden wie mich zu sehen. Mich haben sie immer schüchtern gefragt, ob sie mal ein paar Fotos machen dürfen. Und dabei immer um sich geguckt, dass sie ja keiner dabei sieht. Arme Kerle!« Sie machte eine Pause, überlegte. Dann fuhr sie fort: »Doch ich sehe das anders. Ich bin eine Frau, oh ja. Und ich mag meine Muskeln. Ich sehe darin keinen Widerspruch. Und wem's nicht passt, der kann ja gehen. Ich glaube, die meisten Männer lehnen jemanden wie mich nur aus einem Grund ab. Aus Angst. Weil diese Frau hier kräftiger ist als sie selber. Ich konnte einen Arm mit einem Umfang von gut vierzig Zentimetern entwickeln. Sie aber nicht. Und das trifft wohl ihren Stolz.« Das leuchtete mir nicht ein. Und ich sagte es. Da lächelte sie: »Nein, mein Kleiner, glaub es mir. Wenn du in deinem Freundeskreis je von Frauen mit Muskeln schwärmen solltest, dann werden sie alle lachen. Das ist so. Und wenn du mit einer muskulösen Freundin ankommst, zerreißen sie sich hinter deinem Rücken die Mäuler.« Da fragte ich: »Was soll ich denn tun? Ich finde dich einfach schön. Und mir gefällt das hier.« Mit diesen Werten langte ich wieder nach ihrem Arm. Sie seufzte, dann lächelte sie und spannte ihn für mich an. Und während ich den prallen, harten Muskel befühlte, sagte sie: »Es ist ja nur so, dass du wissen solltest, was da mit deiner Vorliebe auf dich zukommt. Aber du sollst das auf gar keinen Fall unterdrücken. Ich würde nur überhaupt kein Aufhebens darum machen, das ist alles. Und sonst« – sie beugte sich über mich und küsste mich zärtlich und lang – »bin ich ja gottfroh, dass ich dich gefunden habe. Ich habe mir nämlich gewünscht, dass ich jemanden wie dich finde. So einer wie du verehrt ja meinen Körper regelrecht. Und zudem kann ich dann noch diesem süßen Bürschchen hier Dinge beibringen, von denen der noch gar nicht träumt. Hach! Welche Frau mag so etwas nicht?« Natürlich sahen wir uns danach noch oft wieder. Ich lernte von ihr alles, was ich über die Liebe weiß. Und auch sonst einiges über das Leben und die Welt. Wir hatten viel Spaß miteinander. Natürlich versuchte sie, mir auch ein paar von ihren Gymnastik-Nummern sowie ein paar ihrer Kraftübungen beizubringen. Denn sie hielt sich immer fit, »für die Manege«, wie sie sagte. Ab und zu half ich ihr beim Training – etwa, wenn sie mich bei einer akrobatischen Nummer als Partner brauchte. Sie unten, ich oben: Sie konnte mich mit einer Hand stemmen! Aber ich merkte sehr schnell, dass so ein hartes Programm nicht meine Welt war. Ich hatte nicht den Willen und die Hingabe, mir selber so einen starken und geschmeidigen Körper zuzulegen. Lieber bewunderte ich so etwas an ihr. Tja, so war das. Das alles ist jetzt schon lange her. Was aus der Sache geworden ist, wollen sie wissen? Nun, als ich ein paar Jahre später wegzog, um zu studieren, da ging sie bald danach auch fort. Jedenfalls war ihr Häuschen leer, als ich in den Semesterferien wieder nach Hause kam. Wohin sie gegangen war, wusste von den Nachbarn niemand. Aber einer gab mir eine Postkarte mit dem Gemälde eines Clowngesichts drauf. Und hinten stand in ihrer sauberen Handschrift: »Ich atme wieder Zirkusluft – endlich. Sei mir nicht böse. Es ist besser so. Schließlich wirst du ja noch andere Mädchen in deinem Alter kennen lernen.« Ich war ziemlich erschüttert. Fühlte mich tagelang einsam. Weinte. In den nächsten Monaten fragte ich immer wieder mal nach, ob sie da war. Und tatsächlich kehrte sie ab und an in das Städtchen zurück. Doch wie das Leben so spielt, hielt sie sich ausgerechnet dann in ihrem Häuschen auf, wenn ich gerade mal nicht da war. Irgendwann verkaufte sie das Grundstück. Mit der Zeit kam ich drüber weg. Ich schloss nach Abitur und Bundeswehr mein Studium ab und arbeitete bis zum Tod meines Vaters im Geschäft der Eltern, knapp neun Jahre lang. Danach verkaufte ich mit einem hübschen Gewinn, zahlte Mutter und Schwester aus. Ich zog weg in die Hauptstadt, so vor sechs, acht Jahren. Da eröffnete ich meine eigene Firma. Die läuft sehr gut, andere Dinge dagegen nicht. So hatte ich bis vor kurzem eine Beziehung, die letzte von mehreren, die schließlich in die Brüche gingen. – Wie? Natürlich war sie stark, was glauben Sie denn. Hobbyringerin. Und angesichts ihrer Arme hätte auch ein finnischer Holzfäller geschluckt. Bis auf eine waren auch meine übrigen vier Verflossenen aus solchem Holz geschnitzt. Warum es trotzdem nicht geklappt hat? Tja, vielleicht lag es an meinem ersten Mal und an jener Frau im Garten. Denn sie hatte nicht nur einen göttlichen Body und prachtvolle Muskeln, sondern war auch sonst schlicht überwältigend. Viel Witz, Wärme und Sex. Vielleicht war es das. Wahrscheinlich. Was sie in all der Zeit gemacht hat, wollen Sie wissen? Nun, ich weiß ja, dass sie fürs erste wieder zum Zirkus gegangen ist. Danach? Keine Ahnung. Aber das werde ich herausfinden. Jetzt gleich, wenn ich diesen Milchkaffee hier ausgetrunken habe. Wie das, fragen Sie? Ganz einfach: Ich hatte heute eine merkwürdige Begegnung. Ich kam gerade mit zwei Geschäftspartnern von einem guten Essen, Abschluss eines Geschäftstermins. Als wir danach durch eine riesengroße Glasdrehtür ins Freie wollten, gab es ein Malheur. Die Tür blieb nämlich stehen, und wir saßen fest – wir drei auf unserer Seite und eine Dame samt großem Koffer mit Rollen und Ziehgriff auf der anderen. Alles Rütteln half nichts. Ein Mann in einem grauen Kittel kam und rief uns durch das Glas hindurch zu: »Ich bitte um etwas Geduld. Eine kaputte Sicherung, tut uns furchtbar leid. Das haben wir gleich.« Also warteten wir. Doch wurde uns sehr schnell warm. Denn draußen herrschte klirrender Frost, in der Tür dagegen bullige Wärme. Also zogen wir die Mäntel wieder aus. Wie ich mit einem flüchtigen Blick sah, machte das die Dame auf der anderen Seite auch. Sie legte ihren Mantel einmal gefaltet auf den Koffer. Ich wollte mich gerade wieder nach dem Hausmeister umschauen, als ich von einem meiner Partner einen Knuff erhielt, verbunden mit der Bemerkung: »Donnerwetter, die ist wohl auch in den Topf mit dem Zaubertrank gefallen, damals in dem gallischen Dorf. Schaut doch mal. Boah!« Und da blickte ich erstmals genauer zu der Dame hinüber – einer sehr gepflegt wirkenden, mittelgroßen Erscheinung von zirka fünfzig Jahren. Das erste, was mir an ihr auffiel, war ihr Haar. Es war gewellt, schulterlang, und seine Farbtöne bewegten sich von stahlgrau bis silberfarben. Kein Versuch, es zu tönen und sich so auf jugendlich zu trimmen. Das hatte sie auch gar nicht nötig. Denn sie hatte kaum Falten in ihrem regelmäßigen Gesicht. Dazu kam einen gesunder Teint, wie man ihn von viel frischer Luft bekommt, ohne in der Sonne zu braten. Und so ließ ihr Haar sie nicht alt wirken. Von wegen. Sie war äußerst attraktiv. Diese Wirkung verstärkte noch eine schmale Brille mit schwarzem Hornrahmen – ich weiß noch, dass ich dachte: »Sieht lustig aus, mit dem Gestell«. Ich bemerkte, dass sie passend zu Haarfarbe und Brille eine graue Bundfaltenhose und einen hautengen, schwarzen Pullover trug. Und erst jetzt sah ich, worauf mein Kompagnon seine Bemerkung gemünzt hatte: Der Pullover betonte einen festen Busen, eine schmale Taille, gewaltige Schultern und einen breiten, starken Rücken. Ich stierte hinüber. Meine Hose spannte sich von einem Moment zum anderen im Schritt an. Das ging so schlagartig, wie ich es seit meinen Teenagerzeiten nicht mehr erlebt hatte. Und plötzlich glaubte ich wieder den Duft von Melisse zu riechen ... Doch da bemerkte sie unser ungehöriges Starren. Und ihre Reaktion kam prompt: Sie zog die Augenbrauen hoch. Ein Mundwinkel zuckte spöttisch. Im gleichen Augenblick aber hob sie den linken Arm und winkelte ihn in der uralten Geste der Starken an. Dann ballte sich ihre mit mehreren Ringen geschmückte Hand zur Faust. Ganz langsam, mit Sinn für die Dramatik des Augenblicks. Denn nun wölbte sich unter dem dünnen, seidigen Stoff ein riesiger, eckig konturierter Bizeps in die Höhe! Herausfordernd blickte sie über ihren majestätischen Muskel zu uns herüber. Sie spitzte die Lippen und hauchte uns – mir? – ein Küsschen zu! Meine Geschäftspartner lachten und machten das »Daumen-hoch«-Zeichen. Ich dagegen versuchte, nicht allzu auffällig zu glotzen. Es dauerte nur den einen, aber schier unvergesslichen Moment. Sekunden später gab es ein leichtes Rumpeln, und der Motor der Drehtür sprang wieder an. Wir eilten ins Freie, während sie den Griff von ihrem Rollkoffer erfasste. Sie können jetzt sicher verstehen, dass sie mir den ganzen Tag lang nicht mehr aus dem Kopf ging. Meine Muskellady. Nach all den Jahren. Natürlich auch gealtert, aber immer noch so erotisch und umwerfend wie früher. Ich werde sie treffen. Jetzt gleich. Ganz sicher. Denn die Drehtür gehörte zu einem Hotel. Und ich wollte hinaus, sie aber hinein. In eben dieses Hotel hier, an dessen Bar ich jetzt sitze, während ich mit Ihnen rede und warte ... Copyright by mattmuscle 2003. Anmerkungen, Kritik, Vorschläge? Gern: redspoon@gmx.de