Die Auserw?hlte ? Kapitel 2

                          von Spectator2 (Propertius<at>web.de)

 

Stephanies Beziehung zu Max entwickelt sich weiter, ebenso wie ihre Kraft und Technik. Das sp?rt auch die M?chtegern-Schulmafia.

Anmerkung an Kommentatoren: Zun?chst danke f?r euer Interesse. Rein realistisch wird die Geschichte nicht bleiben; die K?mpfe werden jedoch immer zwischen (halbwegs) gleichstarken Gegnern stattfinden.

 

Sie hielten sich etwa eine Stunde auf dem Moritzberg auf und Stephanie vollendete einige Skizzen, die Max nicht erkannte.

 

?Ich brauch ein paar Anhaltspunkte, bevor ich ans Schraffieren geh?, erkl?rte sie. ?Viel mach ich daheim aus dem Ged?chtnis, aber damit mir die Proportionen klar sind, muss ich was skizzieren.?

?Davon kannst mir alles erz?hlen. Ich hab keine Ahnung vom Malen. Ich lass mich mal ?berraschen, was du aus uns beiden machst.?

?Am Montag wei?t du mehr. ? Ist es okay, wenn ich noch ein Foto von dir mach?? Sie wartete die Antwort gar nicht ab, sondern tat es.

?So, dann w?r ich fertig?, stellte sie fest. ?Trinken wir aus und fahren wir zur?ck, okay??

?Okay.?

Sie stie?en nochmals an und danach gab Stephanie die Kr?ge zur?ck.

 

?Ich h?tt Lust zu powern. Kleine Wettfahrt gef?llig??, schlug sie vor, als sie wiederkam.

?Gern. Bis Ebensee, eigentlich bis zur Satzinger M?hle, kann man Tempo fahren. Also??

?Also machen wir das. Wer zuerst bei der Br?cke ist, wo der Weg an der S?dseite aufh?rt, hat gewonnen.?

?Okay, um einmal Eisessen.? Sie schlugen ein und machten ihre R?der klar.

 Den engen Weg den Moritzberg hinunter riskierte Max nicht alles, sodass Stephanie sich vor ihn schieben konnte. Gelegenheit zu ?berholen hatte er hier nicht, sodass sie auf dem Dorfplatz von Diepersdorf am Fu? des Berges noch vorne war und auch als erste auf die alte Landstra?e einbiegen konnte, die f?r den Autoverkehr gesperrt war.

 Hier sp?rte sie, dass es nicht nur ein Vorteil war, vorne zu sein: Es ging ein leichter Westwind und Max nutzte einige Zeit den Windschatten aus. Dagegen tat er sich schwer zu ?berholen, da es immer wieder Gegenverkehr gab. Stephanie bem?hte sich, ihn abzuh?ngen, doch er hielt ihr Tempo mit und ?berholte etwa einen Kilometer vor Schwaig, doch noch lag die H?lfte der Strecke vor ihnen. Nun n?tzte Stephanie den Windschatten aus, hielt sich knapp hinter Max, dem es ebenfalls nicht gelang, sie abzuh?ngen. Im Ort gab es wenig gute ?berholm?glichkeiten und Stephanie vermied den gleichen Fehler, den Max vorher gemacht hatte, zu schnell anzugreifen und so ihre Kraft zu vergeuden.

An der Stadtgrenze gab es eine l?ngere gerade Strecke, doch Max schien mitzudenken: Er beschleunigte auf ?ber 40 km/h, sodass Stephanie sich anstrengen musste, um dauerhaft mitzuhalten. Die n?chsten beiden Kurven nahm er als erster und bald w?rde die Strecke wieder zu eng, um zu ?berholen. Stephanie konzentrierte sich auf eine m?glichst kraftsparende Haltung. Tief gebeugt beschleunigte sie, schob sich neben Max, ging in F?hrung und baute den Vorsprung auf ein paar Meter aus, doch noch gab der Junge sich nicht geschlagen. Stephanie musste noch einmal Tempo zulegen, 43, 44, 45 km/h. Sie zwang sich, sich nicht umzudrehen. Max hinter ihr schnaufte immer st?rker und als Stephanie nochmals leicht beschleunigte, kam er nicht mehr nach. Mit 54 km/h sauste sie die Langseewiese, den leichten Abhang ausn?tzend, entlang, auf die Br?cke zu und bremste im letzten Moment scharf.

?Ha! Gewonnen!? rief sie keuchend.

Gesch?tzte 50 Meter hatte sie Max abgeh?ngt. Der kam im n?chsten Moment v?llig ausgepumpt am Ziel an. ?Gratuliere, Steffi! Das Eis hast du dir echt verdient!?

?Aber nicht mehr heute. Ich muss dann so langsam heim.?

?F?r einen Kuss und einmal catchen hast du aber noch Zeit.?

?Wenn?s bei einem Mal bleibt. Beim zweiten Mal schmei? ich dich in die Pegnitz, dann dauert`s bis du drau?en bist.?

Sie gingen ein St?ck am Ufer entlang hinter die B?sche. Da hier kein offizieller Weg war, hatten sie keine Zuschauer. Max griff mit einem Tritt an, dem Stephanie auswich, lie? einen Schlag folgen, den sie blockte, worauf sie Zeit zum Gegenangriff bekam, ihn aushebelte und am Boden in eine Beinschere nahm. Er schien es zu genie?en, in ihrer Gewalt zu sein und gab lange nicht auf, bis es ihr zu bunt wurde: ?Gib auf oder ich schlag zu, lass dich hier liegen und verschwinde ohne Abschieds-kuss!?, zischte sie ihm zu, was schlie?lich zum gew?nschten Erfolg f?hrte. Er gab auf, sie lie? von ihm ab und sie nahmen Abschied voneinander.

 

Auf dem Weg nach Hause stellte sie fest, dass sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,4 km/h gefahren, gut drei schneller als sie normalerweise schaffte; sie h?tte kaum mehr zulegen k?nnen. Dennoch hatte sie gegen Max nur knapp gewonnen. Der Junge war so kr?ftig wie er aussah und er w?rde, wie alle Jungen, in den n?chsten zwei bis drei Jahren noch viel st?rker werden. Wenn sie sich nicht anstrengte, war abzusehen, dass sie bald schw?cher als er sein w?rde. Es r?chte sich, dass sie das letzte Jahr ?ber das Krafttraining im engeren Sinn zugunsten von Technik- und Schnelligkeits?bungen vernachl?ssigt hatte. Ihre Bizeps ma?en nur noch gut 38 Zentimeter; noch im Februar hatte sie an der 40er-Marke gekratzt.

Sie machte an jenem Samstag noch l?ngere Zeit Arm- und Beinmuskeltraining, ebenso am Sonntag ? Die M?glichkeit zu Krafttraining gab es in ihrem Verein auch am Wochenende.

 Dennoch wurde sie nicht nur mit den Hausaufgaben, sondern auch mit dem Bild f?r Max rechtzeitig fertig. Sich selbst zeichnete sie vor dem Spiegel ab. Das Bild zeigte sie als ?berlegene K?mpferin, doch einen heftig Widerstand leistenden Max. Als Hintergrund w?hlte sie ein imagin?res Deutsches Stadion, eine voll besetzte Kampfbahn, jedoch nat?rlich ohne Nazisymbolik.

Sie telefonierte und chattete an diesem Sonntag lange mit Max, doch sie trafen sich nicht, da auch er lernen musste. F?r Stephanie, die sich bisher schon schwer getan hatte, gute Freundinnen zu finden, war die Liebe eine v?llig neue Erfahrung; sie hoffte nur, dass Max sie nicht wegen einer anderen verlie?.

 

Sie hatten vereinbart, sich in der Klasse zun?chst noch nicht zu deutlich als Paar zu zeigen. So trafen sie sich deutlich vor dem Unterricht, k?ssten sich und Stephanie gab Max die Graphik.

?Hey, super! Auch wenn ich ein bisschen zu gut dargestellt bin ? du h?ttest bestimmt auch einen chancenlosen Verlierer hingekriegt.?

?Ich wollte dich ja nicht frustrieren ? und wenn du ein bisschen mehr verschiedene Techniken draufkriegst, k?nntest du durchaus bald eine Chance haben.?

?Schauen wir mal ? immerhin gibt es gen?gend andere, gegen die ich gewinn.?

 

 Max erwies sich in einem Punkt als guter Nachbar: Er schaffte es nach einigem ?ben, sich so auf den Tisch zu st?tzen, dass f?r die Lehrkr?fte unsichtbar blieb, was Stephanie tat. Sein schr?g nach vorn gebeugter Oberk?rper und sein und Stephanies Arm nebeneinander, beide mit gewaltigen Muskeln ausgestattet, boten eine gute Sichtwand. So surfte oder zeichnete sie in den meisten Stunden. Wurde sie doch einmal aufgerufen, zeigte Max, der sich keine Unaufmerksamkeiten erlauben konnte, ihr schnell, worum es ging, sodass sich nichts an ihren brillanten Noten ?nderte. Sie revanchierte sich, indem sie geschickt durch ihren Haarvorhang einfl?sterte.

 

 In der Pause berichtete Max, im Speicher seines Hauses sei ein gr??erer Raum frei: ?Da kommt so gut wie nie jemand hin, das ist ideal f?r uns. Klar, ist harter Boden, aber wir haben beide fallen ge?bt und sind nicht zimperlich.?

?Es reicht, wenn du fallen ge?bt hast!?, stichelte Stephanie. ?Aber keine Angst, ich kann?s auch. Au?erdem werden immer mal im Verein Matten ausrangiert. Wenn`s wieder mal so weit ist, sag ich Bescheid.?

Noch am selben Tag nutzten sie den Speicher als Kampfarena. Stephanie wollte allerdings noch nicht gleich normal k?mpfen: ?Mir ist was eingefallen: Wir probieren, wie viele Schl?ge vom anderen wir aushalten.?

?Ich ?berhaupt keinen von dir, wei?t du ja.?

?Du hast ja gar nicht die Muskeln angespannt vorgestern. Und im Ernstfall kriegst du nicht die Chance, voll zuzuschlagen und ich schlag in dem Moment voll zu, wenn du nicht abwehren kannst oder nicht aufpasst. Aber beim n?chsten Kickboxturnier krieg ich`s mit Gegnerinnen zu tun, die schon weiter und technisch besser sind als ich. Da muss ich meine Kraft ausspielen und ist wichtig, dass deren Schl?ge und Tritte mir nichts ausmachen.?

Sie probierten es im Wechsel. Max schlug beim ersten Mal gar nicht voll zu, was Stephanie mit ?Schlagen hab ich gesagt, nicht Streicheln!? kommentierte. Ihren ersten Schlag fing er relativ problemlos ab. Beim zweiten Mal sp?rte sie seinen Schlag und es knallte wie ein Pistolenschuss, als seine Faust auf ihre angespannten Bauchmuskeln traf, doch sie blieb unger?hrt stehen. Auch er lie? sich nichts anmerken, als sie zuschlug. Beim dritten Angriff zeigte er erstmals Schmerzen, doch hielt er noch zwei weitere Schl?ge problemlos aus.

?So wird?s ein Geduldsspiel!?, kommentierte sie und versuchte Schattenboxen, anstatt ein weiteres Mal zuzuschlagen. Das ?berlie? sie ihm beziehungsweise als seine Hand hervorgeschnellt kam, wich sie aus, packte und schulterte ihn. Am Boden hatte er wenig Chancen. Sie genoss es, mit ihren Beinscheren und W?rgegriffen nach Belieben mehr Druck zu machen, bis er aufgab und seine vergeblichen Versuche, ihre Griffe zu l?sen.

Acht aussichtslose K?mpfe begann Max, ehe sie abbrechen mussten: Er war der Meinung, es sei besser, zu duschen, bevor seine Eltern k?men.

?Dann wollen wir mal!? Stephanie packte ihren Freund an der H?fte, hob ihn ?ber ihre Schulter und trug ihn hinunter in die Wohnung. Dabei hielt sie seine Arme in einer Klammer und hatte ihn gleichzeitig fest knapp unter dem Hintern gepackt, sodass er auch mit seinen Beinen nicht viel ausrichten konnte. Seine Gegenwehr blieb vergeblich, doch er gab nicht auf, bis sie ihn vor dem Bad herunterlie?.

 

 In der Wohnung zeigte er ihr, dass er inzwischen Foren gefunden hatte, in denen man Bilder vermarkten k?nne. ?Du m?sstest mir blo? ein paar Zeichnungen schicken, damit die Leute sehen, was du drauf hast. ?brigens ? was h?ltst du von der Idee: Die Leute schicken dir Fotos und du zeichnest sie in einem bestimmten Zusammenhang ? also als fliegende Ritter oder mit dem Sch?nen Brunnen als Hut oder so.?

Stephanie musste kichern: ?Klingt gut! W?rd mir Spa? machen. Muss ich blo? noch ein paar Motivzeichnungen mit verschiedenen Gesichtern machen; das krieg ich wohl heute nicht mehr fertig.?

?Muss ja nicht alles heute sein. Aber du w?rst dabei?!?

?Klar w?r ich.?

Als es f?r Stephanie Zeit war, heimzugehen, wollte Max sich revanchieren: ?Komm, ich trag dich die Treppe herunter!?

?Nein!? Sie machte sich extra schwer, doch ihm gelang es, sie hochzurei?en und ?ber seinen Kopf zu heben. Dagegen schaffte er es nicht, sie zu fixieren, sodass sie sich befreien konnte, einen ?berschlag in der Luft vollf?hrte und vor ihm auf den F??en landete. ?Du tr?gst mich nur, wenn ich es dir befehle, klaro?!? wies sie ihn an und schleuderte ihn zu Boden.

 

Stephanie begann sofort nach dem Heimkommen mit den Motivzeichnungen. Sie malte verschiedene Gesichter als Kaufleute, drei Fotos von M?dchen, die sie im Internet fand, mit dem Sch?nen Brunnen als Hut, lie? einen Baum aus dem Chor der Lorenzkirche herauswachsen und einen anderen Lebkuchen als Fr?chte tragen. Dazwischen erholte sie sich immer wieder mit Hanteltraining. Sie brauchte mehr Kraft, definitiv, auch wenn sie vermutete, dass ein Schlag, der Max leicht zur?cktrieb, jede weibliche Gegnerin und wohl auch die meisten m?nnlichen Gegner ihrer Altersklasse sofort zum K.O. bringen w?rde.  Dennoch wollte sie erreichen, dass auch ihr Freund deutlich schw?cher war als sie.

Die Hausaufgaben erledigte sie im Schnelldurchgang kurz vor dem Schlafengehen. Seit Januar hatte sie erfolgreich ihre Mutter ?berredet, sie nicht mehr abzufragen. Diese hatte sich auf einen Handel eingelassen: Sollte Stephanie nicht deutlich nachlassen, d?rfte sie f?r sich selbst die Verantwortung ?bernehmen. Da sie weiterhin Einser an Einser reihte, musste die Mutter zu ihrem Wort stehen.

 

 In der Nacht wachte Stephanie auf und f?hrte, da sie lange nicht einschlafen konnte, eine Zeichnung zu Ende. Als sie dann doch schlief, bemerkte sie nicht, wie ihr K?rper f?r eine halbe Sekunde in helles Licht getaucht wurde.

 

?Wie lange glaubst du, dass es dauern wird, bis es wirkt??, fragte die weibliche Stimme.

?Das kann ich nicht sagen. Du wei?t ja gut, Shaira, dass es das erste Mal ist, dass wir es auf dem Planeten Erde versuchen. Die Wahrscheinlichkeit ist bei fast 99 Prozent, dass der K?rper eines Erdlings anspricht; wie er anspricht, wei? im Moment niemand. Der Computer liefert jedenfalls st?ndig Beobachtungen.?

 

Stephanie merkte zun?chst nichts von den Ver?nderungen. Ihre Beziehung zu Max entwickelte sich gut und allm?hlich hielten sie es auch nicht mehr geheim. Von den Eltern erhielten beide zwar Belehrungen, doch sowohl ihre als auch seine Erzeuger akzeptierten die erste Liebe des Nachwuchses.

Stephanies Bizeps und Oberschenkel wuchsen dank intensivem Training wieder leicht. Mit Max lieferte sie sich viele Wettk?mpfe. Dort wo es auf Kraft und Kondition ankam, so beim Joggen oder Schwimmen, war er ein nahezu gleichwertiger Gegner, w?hrend sie im Kampf, aber auch bei Turn- oder Kletter?bungen weit ?berlegen war.

 Max gestaltete die Webseite, Stephanie lieferte Kostproben ihres zeichnerischen K?nnens und schon am Wochenende bekam sie den ersten Auftrag. Im Laufe des Monats Mai wurde sie bekannter, sodass sie am Monatsende fast t?glich einen Auftrag bekam.  

Ein knapp knielanges, schulterfreies Sommerkleid zahlten ihr die Eltern. Hatte sie im Vorjahr noch ihre Arme versteckt, so zeigte sie nun ihre gewaltigen Muskeln gerne ?ffentlich. Max konnte sich an ihnen kaum sattsehen und sie massierten sich oft gegenseitig Arme und Beine, wobei beide kr?ftig zwicken und dr?cken mussten, um die stahlharten Muskeln des jeweils anderen ?berhaupt kneten zu k?nnen.

Notenm??ig hielt Max mit Stephanie bei weitem nicht mit, doch immerhin war er gut genug, dass das Jahr nicht in Gefahr war.

Bei einem Wettkampf wurde Max zweiter Bezirksmeister seiner Klasse. Stephanie freute sich mit ihm. Bei ihren ersten Meisterschaften im Kickboxen hatte sie nicht viel Hoffnungen: Ihre Gegnerinnen waren technisch ?berlegen und w?rden wohl Punktwertungen gewinnen. Durch ihre Kraft h?tte sie immerhin Chancen auf den einen oder anderen K.O.-Sieg.

 

 Ihre erste ?berraschung erlebte sie beim 100-Meter-Lauf: Sie war zwar keine schlechte Sprinterin, allerdings war es nicht ihre Lieblingsdisziplin und es gab einige M?dchen, die auf Kurzstrecke schneller liefen. Diesmal jedoch konnte sie sich von den anderen absetzen und lief 14,1 Sekunden. Was dies wert war, erkannte sie erst, als Julia, immerhin Leichtathletin im Verein und beste Sprinterin der Klasse, nur 15,0 schaffte. Dass Stephanie dagegen beim Kugelsto?en und auf 1000 Metern ?berlegen gewann, hatten alle erwartet.

 

Ende Juni gab sie zum ersten Mal einen gr??eren Betrag von ihrem erzeichneten Geld aus: Sie kaufte sich einen Minirock aus Leder und ein teures, ihrer Figur angepasstes Top sowie die Bildbearbeitungs-App, die sie sich schon lange gew?nscht hatte. In den folgenden Tagen begann sie, Fotos und Grafiken zu kombinieren, doch zun?chst nicht zu ihrer eigenen Zufriedenheit; nur Max lobte.

 

Ihr Krafttraining machte sich bezahlt: am 30. Juni gelang es ihr erstmals, Max k.o. zu schlagen, obwohl sie den Schlag angek?ndigt hatte; auch sp?rte sie beim Armdr?cken kaum mehr Widerstand von ihm; es war, als ob bei ihr gegen Ende der Pubert?t die Muskeln nochmals erheblich st?rker w?rden.

 So schlug sie sich auch bei ihrem ersten Kickboxturnier wacker: Sie wurde Dritte auf Bezirksebene, mit vier Siegen aufgrund k?rperlicher ?berlegenheit und einer unn?tigen Niederlage im Halbfinale, bei der sie durch dumme Fehler einige Treffer kassiert hatte, die sie zwar nicht sp?rte, die aber z?hlten.

 

Bei den Bundesjugendspielen brach Stephanie in allen drei Disziplinen die Schulrekorde, im Weitsprung mit 6,98 Metern sogar den der Jungen. Zwei Tage sp?ter erfuhr sie, dass der Fachbetreuer Sport mit ihrer Mutter telefoniert hatte, ob sie kraftst?rkende Substanzen einn?hme. Das konnte sie guten Gewissens verneinen. Ihre Trainer im Kickboxen und Jiu-Jitsu reagierten regelrecht beleidigt auf die Andeutung, sie w?rden jugendliche Vereinsmitglieder dopen. Der Schularzt nahm Stephanie Blut ab, konnte aber nichts feststellen. ?Derart starkes Muskelwachstum bei M?dchen ist zwar die Ausnahme, kommt aber vor?, erkl?rte er Stephanies Eltern. ?Sehen Sie es positiv: Ihre Tochter wird sich sicher gegen jeden m?nnlichen Angreifer wehren k?nnen.?

Tats?chlich hatte ihre Kraft auch im Vergleich zu Max deutlich zugenommen und dies, obwohl der h?rter trainierte denn je. Hatten ihre Bizeps am 3. Juni noch die gleichen 39 Zentimeter Umfang gehabt, so hatte Stephanie in anderthalb Monaten um f?nfeinhalb Zentimeter zugelegt, er nur um knapp zwei. Au?erdem stemmte sie mit Leichtigkeit weit ?ber 200 Kilo, w?hrend er nur auf gut 140 kam. Wenn sie miteinander rangen, k?ndigte sie fast immer ihre Aktionen an, doch er blieb dennoch chancenlos. Schl?ge und Tritte gegen ihn f?hrte sie nur noch mit halber Kraft aus; schlie?lich liebte sie ihn und wollte ihn nicht ernsthaft verletzen. Den Druck erh?hte sie nur, wenn er nicht schnell genug aufgab.

 

Gegen Ende des Schuljahrs versuchte Frau Steger nochmals, Stephanie und Max ihre Autorit?t zu zeigen: Sie setzte sie auseinander und rief beide immer wieder auf, doch erwischte sie sie selten kalt. Stephanie behielt ihren Einser, Max seinen Dreier.

 

Viel mehr besch?ftigte das Paar, dass sich im Juli immer mehr Klassenkameraden seltsam verhielten: Man ging einander aus dem Weg und tuschelte ?bereinander. Am deutlichsten wurde es, als Lucie aus der 7b ihre neue Perlenkette zeigte. Die einzige Siebtkl?sslerin, die so eine teure Kette getragen hatte, war Annika aus der 7a und die trug sie seit l?ngerem nicht mehr. Stephanie h?rte mit, wie andere tuschelten: Annikas Vater war immerhin Zahnarzt, w?hrend Lucies Eltern nicht viel verdienten und sie sonst auch nicht teuer angezogen war.

Robin aus der 7d fehlte zwei Tage hintereinander und als er wieder kam hatte er Sch?rfwunden am ganzen K?rper. Den anderen erkl?rte er, er sei vom Fahrrad gest?rzt.

?Das glaubst du doch nicht wirklich, oder, Steffi??, fl?sterte Max seiner Freundin zu. ?Dann h?tt er doch nicht auf beiden Seiten vom Gesicht Verletzungen.

Die zuckte mit den Schultern: ?Ich wei? nicht. Ich hab mich nicht viel mit St?rzen besch?ftigt. Ich bin zum Gl?ck zum letzten Mal vor sechs Jahren richtig b?s hingefallen. ? Was meinst du, dass los ist??

?Dass ihn irgendwer verpr?gelt hat. Merkst du nicht, dass einige aus unserer Klasse und auch aus den Parallelklassen nach der Schule immer sofort abhauen und manche jeden Tag einen anderen Weg fahren.?

?Meinst du, da gibt`s ne Bande??

?Ich f?rchte. Wundert mich blo?, dass noch niemand was zu den Lehrern gesagt hat. Ich hoff blo?, da h?ngt nicht wer mit drin, den der Chef deckt, so wie an meiner alten Schule.?

Ohne dass er es direkt aussprach, sp?rte sie, was ihn besch?ftigte: ?Pass blo? auf! Du bist schon mal geflogen. Was w?rd ich ohne dich machen??

Dennoch lie? es ihr keine Ruhe. Max sah sich aufgrund seiner Kraft und Kampfsporterfahrung offenbar in einer gewissen Verantwortung als Besch?tzer der Schwachen ? und sie war st?rker und geschickter als er, au?erdem war er ihr Freund.

 Sie versuchte in n?chster Zeit, m?glichst unauff?llig Gespr?che der anderen mitzuh?ren und tats?chlich bekam sie mit, dass offenbar einige Jugendliche auf Mopeds den Sch?lern auflauerten und Geld erpressten. Wenn Stephanie oder Max allerdings andere direkt ansprachen, bekamen sie keine Antwort.

 

 Nach einigen Tagen kam allerdings Jenny, ein pummeliges M?dchen aus der 7c, nach der Schule zu Stephanie und Max: ?Ich muss mit euch reden. Da ist wirklich was los!?, begann sie.

?Was meinst du??, wollte Stephanie wissen.

?Vier oder f?nf Jungs, ich sch?tz, aus der Zehnten oder so, lauern immer ein oder zwei Kleineren auf und erpressen Geld. Der Annika haben sie auch die Kette geklaut.?

?Wei?t du das sicher??, fragte Max.
?Sie hat`s mir erz?hlt. Au?erdem haben mich drei von der Bande auch schon erwischt. Ich hatte kein Geld dabei und dann haben sie gesagt, ich soll am n?chsten Tag welches mitbringen. Ich hatte Angst und hab ihnen vierzig Euro gegeben ? das Geld f?r meine Monatskarte.?

?Warum wart ihr noch nicht beim Chef oder bei den Bullen??, hakte Stephanie nach.

?Die Eltern von der Annika waren bei der Polizei ? Das Ergebnis war, dass sie ihr nagelneues Fahrrad demoliert haben. Ich bin auch zum Chef, aber ich hab niemand beschreiben k?nnen. Die haben Motorradhelme auf und alle die gleichen Klamotten an, dass man sie nicht erkennt und meistens stellen sie, wenn sie einen angreifen, ihre Motorr?der so, dass man das Kennzeichen nicht sieht. Ich hab aber trotzdem gesehen, dass einer eins mit N-KS und irgendwas mit ner Sieben am Ende hatte.?

?Und du meinst, wir k?nnen was machen, wenn der Chef nichts auf die Reihe kriegt??

?Wenn jemand, dann ihr beide. Steffi, bitte! Du kannst jeden Jungen hier verhauen.?

?Erstens: Woher willst du das wissen? Und zweitens: Ich kann nicht alle Sechzehn- oder Siebzehnj?hrigen Jungs von ganz N?rnberg verpr?geln, selbst wenn ich st?rker sein sollte als alle.?

 

Stephanie und Max wurden jedoch eher f?ndig, als sie geglaubt hatten: Sie waren im Park, hatten sich einige Ringk?mpfe geliefert, sa?en nun in der Sonne und Max massierte sich die blauen Flecken, die Stephanie ihm beigebracht hatte, als diese sah, wie in einiger Entfernung ein M?dchen und ein Junge sich k?ssten. Sie standen neben einer 80er-Maschine und der Junge trug Motorradkleidung.

?Max!?, zischte sie aufgeregt. ?Das ist die Lucie ? und das Bike, das ihr Typ f?hrt, hat tats?chlich N-KS 327.?

Max kniff die Augen zusammen: ?Siehst du das echt von hier aus? Was hast du f?r Augen??

?Ganz gute halt. ? He, die Lucie geht allein in den Park zur?ck und er f?hrt los??

?Willst ihm nachfahren? Eine 80er holen auch wir nicht ein.?

?Der f?hrt in unsere Richtung. Vielleicht sehen wir, was er treibt. Komm!?

Sie zog ihn hoch und lief zu ihrem Fahrrad, schloss es auf und fuhr aus dem Park. Eine alte Frau, die sie beinahe umgefahren h?tte, schimpfte ihr nach.

Lucies Freund wartete am Stra?enrand. Er hatte das Visier seines Helmes hochgeklappt, diesen aber nicht abgelegt. Stephanie blieb bei einem Baum stehen, sodass er sie nicht genau sehen konnte. Kurz darauf kamen einige Mitsch?ler von der Stra?e herunter. Zwei Jungen und ein M?dchen, soweit Stephanie sich erinnerte aus der Sechsten, bogen links in eine Seitenstra?e ein. Lucies Freund wartete, bis die anderen weitergegangen waren und startete dann. Im selben Moment sauste auch Stephanie los. Sie zwang einen Autofahrer zur Vollbremsung und ignorierte dessen Hupen und Schimpfen. Max hielt sich dicht hinter ihr.

 Die Nebenstra?e machte einen Bogen und kurz danach geschah, womit Stephanie gerechnet hatte: Lucies Freund hatte sein Motorrad abgestellt, war abgestiegen und hielt einen der kleinen Jungen am Kragen. Ein anderer Junge in Motorradkleidung schleuderte den zweiten Jungen gegen die Wand, w?hrend ein dritter die Schultasche des M?dchens, das ein vierter im Polizeigriff hielt, durchw?hlte. Noch einer der Minirocker stand grinsend daneben.

?Ey, was soll das? Lasst die Kleinen los!?, schrie Stephanie.

?Halt?s Maul!?, bellte der Grinser sie an. ?Sonst liegst du auf der Stra?e und heulst und dein Rad ist kaputt.?

?Das wollen wir sehen!? Stephanie sprang vom Rad und baute sich ihm gegen?ber auf. ?T?usch ich mich oder bist du der Bandenchef hier? Sag den anderen Jungs, sie sollen die Kleinen loslassen, ihnen ihr Zeug wiedergeben und abhauen, dann passt die Sache. Wenn ihr weitermacht, dann bestellt schon mal ne Beerdigung!?

 ?Du traust dir was! Willst du mal riechen? Riecht nach Friedhof!? Er hielt ihr seine Faust entgegen, die mit einem Schlagring verst?rkt war.

?Zwing mich nicht, ernstzumachen! Ich z?hl bis drei. Eins?

 

 Max hatte inzwischen gar nicht abgewartet, sondern sich den Jungen gegriffen, der das M?dchen im Polizeigriff hielt. Der andere versuchte, zuzuschlagen, doch Max wich aus, trat ihm mit voller Wucht in den Bauch und ehe der ?ltere reagierte, schlug er mit voller Wucht zu, worauf der andere Junge zu Boden st?rzte.

 Stephanie grinste stolz:  Max hatte von ihr gelernt, nicht blindlings anzugreifen, sondern erst zu t?uschen, um desto fester zuschlagen zu k?nnen.

Inzwischen hatte sich auch der Junge, mit dem Stephanie gesprochen hatte, zum Angriff entschieden. Er schlug zu, sie blockte, er versuchte, sie an den Busen zu grapschen, worauf sie ihn zu Boden schleuderte. Er stand wieder auf, um im n?chsten Moment ihren Fu? in seinen Magen zu bekommen. Stephanie hatte mit voller Wucht zugetreten. Der Junge flog zwei Meter auf die Mauer, so hart, dass Putz herunterbr?selte und klatschte auf den Boden wie ein nasser Sack. Ein kurzer, absch?tzender Blick sagte ihr, dass ihr Gegner k.o. war. Doch noch standen sie zu zweit drei bis vier Gegnern, je nachdem ob auch Max seinen Kontrahenten bewusstlos geschlagen hatte, gegen?ber, Gegnern, die Lederkleidung, Helme und Schuhe mit Stahlkappen trugen, w?hrend Stephanie  ein kurzes Sommerkleid und Max T-Shirt und Jeans trug.

 Einer der Minirocker hatte einen Sechstkl?ssler ausgeknockt und griff nun mit einem Teleskoprohr Max an, w?hrend der mit einem anderen besch?ftigt war. Kurz hintereinander trafen Max` Faust in den Solarplexus des einen und das Teleskoprohr auf sein Genick. Beide Jungen gingen zu Boden, waren aber nicht wirklich bewusstlos.

Auch Stephanie wurde von hinten angegriffen, schleuderte ihren Gegner aber herum und schlug mit voller Wucht zu. Der Junge sauste durch die Luft und krachte auf ein Auto. Es gab ein h?ssliches Ger?usch, als er dagegen krachte.

 Im n?chsten Moment wandte sie sich dem mit dem Teleskoprohr zu. Mit einem schnellen Griff entriss sie es ihm, packte ihn so am Helm, dass der Hals frei wurde und schlug mit der Faust gegen seine Schl?fe. Mit einem derart gezielten Schlag h?tte auch ein weit Schw?cherer als sie jeden Gegner ausgeknockt.

Max hatte sich als erster aufgerappelt und seinen Gegner in den Schwitzkasten genommen. Lucies Freund, der als letzter aus der Bande ?brig blieb, fl?chtete zu seinem Motorrad, doch Stephanie rannte ihm nach. ?So leicht kommst du mir nicht aus, du Pussy!?, schrie sie, packte ihn, zog ihn hoch, nahm ihn mit der linken Hand und knallte ihm die rechte Faust in den Solarplexus. Er st?rzte zu Boden und blieb liegen.  Sie bearbeitete die am Boden liegenden Gegner nacheinander mit ein paar Tritten und Schl?gen, ehe sie sich Max zuwandte. ?Alles okay, Schatz??

?Nichts passiert! Ohne dich h?tt ich alt ausgesehen, aber so?? Er k?sste sie.

 

Stephanie sah sich nach den Kleinen um. Das M?dchen war weggerannt, einer der Jungen lag noch benommen am Boden, der andere schaute hinter die Motorr?der. Anschlie?end kam er auf Stephanie und Max zu: ?Danke euch! Das war super!?

?Kein Thema!?, gab sich Stephanie bescheiden.

?Da sind ?brigens die Kennzeichen ? und die Laura, der Philipp und ich sind Zeugen, dass die angefangen haben.? Er dr?ckte ihr einen Zettel in die Hand.

?Danke dir! Die Gesichter haben wir auch gleich!? Sie kniete sich neben einen aus der Bande, riss ihm den Helm vom Kopf und fotografierte ihn mit ihrem Handy. Max tat dasselbe mit einem weiteren und sie wiederholten es auch bei den ?brigen. Nur einer bewegte sich w?hrenddessen selbst?ndig, worauf Stephanie im mit der Handkante gegen die Kehle schlug, was ihn erneut schlafen schickte.

?Die kommen nicht mehr so schnell auf dumme Gedanken und die Lucie ist bestimmt so nett und sagt, wie ihr Freund hei?t, wenn ich sie freundlich frag?, kommentierte sie.

?Genau! Ich sch?tz, die machen nicht mehr viel ?rger?, gab Max ihr Recht. ?Das sind die Sorte Typen, die gegen Kleine die starken Macker markieren, aber den Schwanz einziehen, sobald einer st?rker ist. Die Sorte hab ich gefressen, sag ich dir! Die kriegen wieder eins aufs Maul und wenn sie uns beide von der Schule und aus den Vereinen schmei?en!?

?Die werden nichts weitersagen und du?? Stephanie sah den kleinen Jungen, der immer noch bewundernd zusah, scharf an. ??sagst auch niemandem was, au?er ich erlaub`s dir, klar??

?Warum??

?Wir sind beide im Kampfsportverein, ich Kickboxen, mein Freund Taekwondo. Das d?rfen wir aber nur anwenden, um uns selber zu verteidigen, ansonsten fliegen wir raus. Das willst du doch nicht, oder??

Der Junge erschrak. ?Nein, ganz bestimmt nicht!?

?Okay, dann schauen wir uns mal deinen Kumpel an und wenn der kann, geht ihr am besten heim.?

Der andere, der Philipp hie?, kam langsam wieder zu sich. Soweit Stephanie es sehen konnte, schien er nicht ernsthaft verletzt zu sein.

?Wie? Was ist??, rief er.

?Das h?ttest sehen sollen, Phil. Die beiden haben die Motorradbande so fertig gemacht, das glaubst du nicht!?

?Und wir machen euch fertig, wenn ihr was rumerz?hlt!?, sagte Stephanie ernst. ?Wehe ich krieg mit, dass ihr auch nur weitererz?hlt, dass ihr angegriffen worden seid!?

 

Die beiden Jungen gingen, w?hrend die Minirocker immer noch bewusstlos auf der Stra?e lagen. Stephanie reckte sich: ?Schade! Grade warm geworden. Ich hab zu schnell zugeschlagen.?

?Wiederbeleben und von vorn anfangen??, schlug Max grinsend vor.

?Nein, aber ich hab ne Idee!? Stephanie griff sich ein Motorrad und hob es hoch, als ob es ein Kinderspielzeug w?re. ?Dort dr?ben ist ne ungef?hr zwei Meter hohe Mauer rund um das alte Fabrikgel?nde. Da schmei?en wir die Maschinen und die Helme dr?ber. Dann d?rfen die Jungs erstmal suchen, wenn sie aufwachen.? Sie trug das Zweirad die Stra?e entlang, blieb an der Mauer stehen, hob es spielerisch ?ber den Kopf und warf es hin?ber.

Max tat es ihr gleich, wobei es ihn einige Anstrengung kostete. Stephanie griff sich sofort das dritte Motorrad und warf es ebenfalls auf das Fabrikgel?nde. ?Die beiden anderen sind offenbar nicht selber gefahren. Na ja, egal! Die Helme hinterher und dann ab! Hier haben wir nichts mehr verloren und ich brauch noch Bewegung!?